Adventskonzert am 28. November 2010

Besinnliches mit Schmackes
Der Musikverein Eintracht und der Kammerchor der Marienschule haben den Advent eingeläutet

Advent, für viele Menschen die beschaulichste Zeit im Jahr. Um Plätzchen zu backen, Wunschzettel zu schreiben und Glühweintassen gehoben zu werden, dann auch die Zeit der vorweihnachtlichen Konzerte. So lud der Musikverein Eintracht zum „Konzert im Advent“.

Die Bieberer hörten den Ruf und füllten die weihnachtlich geschmückte Turnhalle des TV Bieber bis zum letzten Platz. Man sah dem Vorsitzenden Markus Merkel die Freude darüber an, als er unter dem Weihnachtsbaum das Konzert eröffnete. Die „Tradition in einer Zeit der Veränderungen zu pflegen“, sei ein wichtiges Anliegen des Vereins, betonte er. Immerhin könne das Adventskonzert schon auf rund dreißig Jahre Geschichte zurückblicken. Es sei längst eine Institution, bewahrt von Musikern, Sangesfreudigen und einem treuen Stammpublikum.

Mit dem Repertoire blieb der Verein der Orchestermusik treu und stimmte auch im Advent durchaus fetzige, weltliche Töne an. Das Jugendorchester begann unter der Leitung von Sigrid Tigges mit einer Theaternummer: „Herzlich willkommen im Kaufhaus Bieber“ hieß es da. In der Szene will eine Großmutter der Enkelin Musik schenken. Auf dem Wunschzettel: vor allem moderne Töne, etwa das Thema des Zeichentrick-Kults Die Simpsons und ein Medley schönster Disney-Songs. Aber auch die Oma kommt bei Beethovens Yorkschem Marsch nicht zu kurz.

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Die Eintracht lädt stets einen weiteren Chor oder eine Musikgruppe zum Konzert ein in diesem Jahr den Kammerchor der Marienschule unter der Leitung von Brigitte Rudin. Es ist ein kleiner Oberstufenchor, der sich heute überwiegend aus ehemaligen Schülerinnen zusammensetzt, besondere Werke einstudiert und anspruchsvolle Musik ausprobiert. Was die Konzertbesucher zu hören bekamen, begeisterte und berührte gleichermaßen. Freunde der leiseren, aber auch nicht weniger starken Töne kamen auf ihre Kosten. Boten die Sängerinnen der Marienschule mit der Solistinnen Viktoria Anton und Gaby Volpert doch eine sehr gekonnte Sangesleistung.

Nur begleitet von Klavier, spannten die Damen den Bogen von weltlicher über geistliche bis hin zur weihnachtlichen Musik. Es erklang das Zigeunerleben von Robert Schmann, Paul McCartneys Yesterday, das Laudate dominum der Komponistin Sherri Porterfield. Ein besonderer Moment war die Aufführung des nächtlichen Himmels, eines Stückes aus dem werk Ein letzter Versuch des Offenbacher Komponisten Rolf Rudin. Im Mittelpunkt dieses Oratoriums stehen die Briefe des Malers Vincent van Gogh an seinen Bruder. Die Reise des Kammerchores endete in der weihnachtlichen Musik mit dem Abendsegen aus Engelbert Humperdincks Hänsel und Gretel des britischen Komponisten John Rutter.

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Weiter ging es mit Schmackes. Wir sind ja im Jahr über viel unterwegs. „Das ist bewusst mal was anderes“, erklärte Markus Merkel die Tatsache, dass das Programm des Vereins „nicht schon zu weihnachtlich ausfällt“. So eröffnete das große Orchester traditionell schwungvoll die zweite Hälfte des Konzertes. Das Stück Oregon des Niederländers Jacob de Haan erzŠhlt von der Mühsal der Entdecker, die einst mit ihren Planwagen gen westen der USA zogen. Dirigent Christian Wiechers hatte klassische und moderne Stücke einstudiert. Fetzig: Santa Rock the House, gediegener: Händels Königin von Saba. Ernste Töne erklangen bei der Filmmusik zu Spielbergs Schindler Liste. Zuvor trug der Schlagzeuger des Orchesters in einer kleinen Ansprache das Gedicht Erinnerung des Großvaters vor. Darin geht es um die Geschichte eines Soldaten im zweiten Weltkrieg, das schreckliche Schicksal der Juden im Dritten Reich und die Gräuel des Krieges. Merklich still war es im Saal. Aber auch hoffnungsvolle Botschaft war zu hšren, als im Gedicht von einer friedvollen Zukunft die Rede war. Besinnlich endete das Konzert, als Kammerchor und Orchester And the Angels Sang spielten und mit dem Publikum Tochter Zion intoniert wurde.

aus: Offenbach Post (Mittwoch, der 1. Dezember 2010)

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