Adventskonzert am 29. November 2015
Eintracht-Adventkonzert mit Frohsinn
Zum ersten Advent gehört das Adventskonzert des Musikverein Eintracht mit seinen Blasorchestern. Die Chöre wechseln sich ab. In diesem Jahr war der gemischte Chor des Frohsinn Bieber an der Reihe.
Es sind Melodien aus Kindheit und Jugend, die sich für die gefühlte Ewigkeit ins Gedächtnis graben. Fast alle Zuhörer dürften nach den ersten Takten einer Nummer Joan Hickson vor Augen haben. Die englische Schauspielerin kennen die meisten eher unter dem Namen Ihrer prominentesten Rolle: Miss Marple. Deren Erkennungsmelodie lässt das Jugendorchester des Musikvereins unter dem Taktschlag von Sigrid Tigges erklingen.
Das Konzert am ersten Advent hat solch eine Tradition, dass auf der Internetseite der Eintracht und auf dem Schild am Ortseingang nur steht, wann es beginnt. Wo, das weiß sowieso ganz Bieber – in der TV-Turnhalle.
Wie üblich bestreitet das Jugendorchester Teil eins. Es beginnt mit „Jump Jive An‘ Wail“.
Da dürften sich einige an die Nachkriegszeiten erinnern, als es in Offenbach Musikclubs mit Amis gab. Ähnlich der St .Louis Blues, schön zu blasen für die Posaunen. Harald Ahr, als Moderator im ersten Teil, sagt eine Musik an, die in einem Film eine Rolle spielt. Im James-Bond- Steifen „Leben und sterben lassen“ zieht ein Trauerzug durch New Orlines, zur Melodie von „Just a Closer Walk With Thee“. Mit Lust am Spiel nimmt das Jugendorchester Fahrt Auf.
Gleich beim ersten Lied, „Wüchsen mir Flügel“ lässt der gemischte Frohsinn-Chor seine Homogeniealität hören: Keine Stimmlage dominiert die andere. Dirigentin Andrea Hermes-Neumenn führt durchs Programm. Bevor der Chor den Adventschoral „Es kommt ein Schiff geladen“ mit seinen heiklen Tempi-Verschiebungen anstimmt, verknüpft sie den Text mit der Gegenwart: „Sich auf den weg zu machen ist ein Symbol, den verbinden wir auch aktuell mit einem Schiff“.
Sonst steht die Eisenbahn im Zentrum. Neben der Bühne fährt ein Modell um die Kerzen eines Adventkranzes, der sich hebt und senkt.
Oben intoniert das große Orchester unter Dirigent Florian Seemann den „Orient Express“ von Philipp Sparke, ein eigentlich sinfonisches Werk für Blaskapelle, das nicht zufällig für ein paar Takte ans Orchesterstück „Pacific 231“ des Komponisten Arthur Honegger erinnert.
Tenorhörner und Posaunen müssen die Höhen sicher beherrschen und die Tiefen mit den Tuben stabile Grundlagen bilden, auf die das Orchester bauen kann. Die kleinen Interwalle in den Klarinetten imitieren das schrille Warnsignal der alten Dampflocks. „The Happy Cyclist“ , im Original für Blasorchester und Fahrradklingel, dreht sich ums Rad. Dirigent Seemenn erzählt, dem Schlagzeuger Noel Merkel sei der Solopart mit dem Hinweis zu öde gewesen, das könne doch jeder. Zumindest jeder, der Pausentakte zählen kann. Merkel übernimmt eine Rolle, bei der er nicht fürchten muss, sein Part sei so leicht zu beherrschen wie einen Eimer umzukippen: Auf dem Fahrrad sitzend, schlägt er hinter seinem Rücken die kleine Trommel, die auf dem Gepäckträger steht. Am Lenkrad hängen Glocken.
Im Finale erklingen Chor und das Orchester gemeinsam. Zum hymnischen „1492- Conquest of Paradise“ aus dem gleichnamigen Kolumbusfilm lief einst Henry Maske in den Boxring. Und bei „Tochter Zion“ dürfen alle mitsingen. Der Text steht auf dem Programmzettel. Zum Adventskonzert der Eintracht gehört Händels Lied wie „Auld Lang Syne“ zum Abschluss der Londoner „Last Night of the Proms“.
Bericht aus: Offenbach Post (Stefan Mangold)