Konzertreise im August 1996: Leukerbad (Schweiz)
Nach eingehender Probenarbeit für unsere Konzertreise nach Leukerbad vom 10. bis 14. August 1996 im oberen Wallis, war es dank gründlicher und vorbildlicher Organisation durch Georg Zahn endlich soweit, und der Tag der Abreise war gekommen. Wie immer begann es mit dem Beladen des Busses und abhaken der Chekliste.
Wir fuhren über die Autobahn zum Grenzübergang Basel. Nach Erledigung der Einreiseformalitäten ging die Fahrt über Bern, entlang dem Genfer See über Montreux und nach größerer Rast durch die Obst und Weinlandschaft des Rhonetales über Susten nach Leukerbad.
Kaum zu glauben, dass diese Menge von Obst und Weintrauben alle verspeist oder als Obstsaft und Wein getrunken werden. Es ist kein Wunder, dass in dieser herrlichen Landschaft und der klaren Luft eine solche Qualität heranwächst. Übrigens liegt in diesem Gebiet der höchste Weinberg Europas bei der Stadt Brig, dem Ausgangs- und Endpunkt der Räthischen Eisenbahn mit dem berühmten Glacier-Express. Von Visp aus werden die meisten Touristen und Urlauber nach Täsch, dem Endpunkt der Eisenbahnstrecke, nach Zermatt mit dem weltbekannten und schicksalsträchtigen Matterhorn mit der stattlichen Höhe von 4478m über n.N. und seiner fast immer im Gipfel vorhandenen Wolkenfahne gebracht.
Nachdem wir in Susten das Rhontal verlassen hatten, begann für unseren Busfahrer über enge unzählige Kehren der steile Anstieg über Leuk in das über 1400 m gelegene hochalpine Leukerbad; weltberühmt durch seine heißen Quellen, welche im Bürgerbad und der neu erbauten Alpentherme sowie in weiteren fünf kleineren Heilbädern hauptsächlich Rheumakranken aus aller Welt Heilung und Linderung bringen. Leukerbad hat 1500 Einwohner und über 6500 Gästebetten, über 50 Hotels und Restaurants, herrlich der Landschaft angepasste Neubauten und von der Sonne und der Witterung gebräunte typische auf Holzpfähle errichtete Walliser Häuser. Ca. 1 m im Durchmesser große Steinplatten bilden eine Sperre und verhindern, dass unersättliche Nagetiere die Häuser erreichen und ihren Fresstrieb freien Lauf lassen können. Nachdem wir in dem gemütlichen Hotel Derby mit seinen Nebenhäusern Quartier bezogen hatten und froh waren, am Ziel zu sein, ließen wir den ersten Tag in fröhlicher Runde bei sehr gutem Essen und Trinken ausklingen. Der zweite Tag stand jedem zur freien Verfügung und wurde durch Besuch der Thermal- und Erlebnisbäder, sowie mit Fahrten auf den zwei vorhandenen Seilbahnen- zum einen auf die 2340 m hoch gelegene Rinderhütte und zum anderen zum 2100 m hoch gelegenen Gemmi- See genutzt.
Denjenigen, welche zur Rinderhütte aufstiegen, wurde in dem noch reichlich vorhandenen Schnee ausgiebig die Füße gewaschen und die Schuhe durchweicht. Jene, welche zum Gemmi- See mit seinem sehr schönen aber beschwerlichen Rundwanderpfad aufstiegen, wurden mit Aplhörnern vom anderen Seeufer empfangen, aber auf halbem Weg von plötzlich aufziehenden Wolken und starkem Regen geduscht und in Wolken gehüllt. Die Kleider wurden anschließend im Gemmihaus am Kachelofen bei Bier, Wein und Brotzeit getrocknet. „Alle, welche unterwegs waren, ob in Bädern, an der Rinderhütte oder am Gemmi- See wurden, von außen nass“. Am Abend wurde ein innerer Ausgleich geschaffen. Am dritten Tag war morgens nach einem reichhaltigen Frühstück im Proberaum der Leukerbader „Musikgesellschaft GEMMI“ die Generalprobe für das abendliche Kurkonzert angesetzt. Nach der Probe und dem Mittagessen konnte ausgiebig das schöne Leukerbad oder das sehr schöne Leistungszentrum mit Stadion, Eisspothalle und Training der schwedischen Nationalmannschaft im Eishockey, sowie Curlingbahnen und Eisschnelllaufring besichtigt werden. Eine Stunde vor Konzertbeginn wurde mit dem Platzkonzert, wie dort üblich im Freien, vor dem Festsaal zu musizieren begonnen. Anschließend ging es mit dem Aufzug drei Stockwerke tief unter die Erde in den hufeisenförmigen nach hinten ansteigenden, bis auf den letzten Platz besetzten Konzertsaal, wo vor einem begeisterten und sachkundigen Publikum unser eigendliches Konzert mit einigen Zugaben ablief. Nachdem Gastgeschenke und Dankesworte ausgetauscht und verklungen waren, wurde bis spät in die Nacht der Erfolg gefeiert.
Fazit dieses Tages: „So tief hatten wir noch nie musiziert“.
Am vorletzten Tag war unser Busfahrer wieder gefordert, denn er musste uns wieder die schier endlosen Serpentinen hinunter in das Rhonetal und dann weiter in das ebenfalls hochgelegene Musikdorf Ernen auf über 1200 m bringen. Ernen liegt in der Nachbarschaft des Aletschgletschers und ist sehr bekannt durch seine Konzertsommer mit Übertragung des Schweizer Fernsehens und Rundfunks sowie Künstler aus aller Welt. Ernen ist außerdem bekannt als die schönste Ansiedlung des Kantons Wallis. Durch den Bau der Furkastraße 1860 blieb Ernen abseits des Hauptverkehrs in seinem Ursprung unverändert erhalten. In der Bewerbung für die Wintereolympiade „Sion und Umgebung 2006“ galt Ernen als einer der Wettkampforte. Auf dem schönen und historischen Dorfplatz konnten wir vor einem großen und dankbaren Publikum ein sehr schönes Platzkonzert geben, als Dank für großzügige Bewirtung und eine interessante Führung durch diesen Ort. Erwähnenswert und sehenswert ist ebenfalls die Pfarrkirche St. Georg, erbaut 1510-1518, mit wertvoller Innenausstattung, prächtigen Holzskulpturen und Chorgestühl, barockem Hochaltar und gotischer Pieta. Ernen kann sich außerdem rühmen, schon seit ewiger Zeit die meisten Soldaten der Schweizer Garde im Vatikan zu stellen. Der herrlich gelegene Bergfriedhof bezeugt dies mit großzügigen Widmungen auf den Grabstätten verstorbener Gardisten.
Am späten Nachmittag verließen wir Ernen mir einer nicht zu überbietenden Rangierfahrt unseres Busfahrers durch die engen und verwinkelten Dorfstraßen zwischen den geschichtsträchtigen Walliser Häusern. Fazit des Tages: „Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben“.
Am Abend wurde im Hotel Derby Abschied gefeiert. Am anderen Morgen nach dem Frühstück hieß es Koffer packen, Bus laden und ab in die Heimat., wo wir am späten Abend des 14. August 96, wohlbehalten und um viele Erlebnisse reicher in Bieber ankamen.
Fazit der Reise: „Glückliche und zufriedene Teilnehmer, reich an Erlebtem, großartige Organisation dank Georg Zahn mit dem Vorstand und nicht zuletzt sei Dank gesagt unserem Dirigenten Don Ignazio Olivarec.
Hans Werner Schuchart