Vereinsreise 1994: Spanien
Es begann im Jahr 1990 auf initiative unseres Mitgliedes Klaus Kober, der in Moraira/Spanien lebte. Dieser hatte damals die glänzende Idee:
„Es wäre schön, wenn ein deutscher Musikverein im fernen Spanien den dort lebenden Menschen musikalische grüße aus der Heimat überbringen würde!“
Er trug seine Idee den Mitgliedern des Club „Deutscher Club Costa Blanca“ vor und stieß dabei auf große Resonanz. Darum entschloss man sich diese Idee in die Tat umzusetzen. Dabei half uns Heiner Gietmann vom DCCB, der auch bei unseren Fahrten die Fachkundige und einmalige Reiseleitung übernahm. Die Organisation in unserem Verein erledigte hervorragend unser damaliger1. Vorsitzender Kurt Zimmer. Er kümmerte sich um die Reservierung des Busses und Verteilung der Plätze, die Belegung der vom DCCB zur Verfügung gestellten Häuser und Wohnungen oder die Unterbringung in Gastfamilien. Eine Aufgabe die bei über 3000 Km Gesamtfahrstrecke und viele Einzel- und Sonderwünsche nicht immer einfach war. Er fuhr sogar vorher privat nach Spanien, um dort nähere Einzelheiten zu klären und Touren auszuarbeiten.
Was ich alles auf unserer letzten 14-tägigen Spanienreise im März/April 1994 erlebte, möchte ich auf den folgenden Seiten schildern.
Als wir, insgesamt 50 Leute, morgens mit dem Bus in Bieber losfuhren, waren alle bester Laune. WIR VERTRIEBEN UNS WÄHRED DER Fahrt die Zeit durch angenehme Unterhaltung, Kartenspielen, Kaffeetrinken, verzehr der mitgeführten Speisen und bewunderten die sich ständig veränderten Landschaften. Nach und nach trat aber Müdigkeit ein und man versuchte, soweit es möglich war, ein wenig zu schlafen oder einen Videofilm anzuschauen. So fuhren wir halb wach, halb schlafend in die Nacht hinein und der spanischen Grenze entgegen. Als die Sonne aufging, hatten wir bereits Spanien erreicht und wir freuten uns alle auf die Ankunft in Moraira. Dort trafen wir dann nach fast 28-stündiger Fahrt ein und wurden von den Mitgliedern des DCCB mit einem reichhaltigen Verzehrpaket gegen den Hunger herzlich Empfangen. Danach ging oder fuhr jeder in das ihm zugewiesene Quartier. Am Abend war die offizielle Begrüßung durch den Vorsitzenden des DCCB Herr H.Gietmann.
Nach der ersten „spanischen Nacht“ in einem normalen Bett und einem anschließenden Frühstück konnte man sich im „Pepe Lasalle“, einem Supermarkt, mit frischen Lebensmitteln, Getränken und lebenswichtigen Kleinkram eindecken. Nachdem aller Koffer ausgepackt und die Sachen verstaut waren, traf man sich vor, im oder am „Don Carlos“, dem Anfang und Ende einer jeden gemeinsamen Fahrt. Von hier aus ging es auch mit dem Bus zu den Auftritten in die nähere Umgebung. Unter anderem nach Bennissa, wo wir von einer Polizeieskorte zu unserem Auftritt auf dem Marktplatzbegleitet und anschließend vom dortigen Bürgermeister als offizielle Abordnung Offenbachs empfangen wurden. Wir gaben Konzerte in Calpe, einer Stadt mit schönen Fischrestaurants, vor dem Rathaus von Teulada mit dem Bahnhof des „Apfelsinenexpress“ nach Alicante- Valencia, in der Innenstadt von Moraira mit seinen kleinen Läden und verwinkelten Gassen. Im Clubhaus des DCCB, dem etwas außerhalb gelegenen Restaurant „Salvador“ bestritten wir ein abendfüllendes Programm sowie einen internationalen Frühschoppen bei dem auch unter anderem die Lottofee Frau Tietze-Ludwig unser begeisterter Gast war. Sämtliche Auftritte wurden von Conny Jackel in dessen Charmant, witziger Art und Weise moderiert, so dass es Heiner Gietmann oft schwer fiel, die richtigen spanischen Worte zu finden. Da sich unsere Anwesenheit in Moraira sehr schnell herumsprach und auch durch die dortige Prtesse bekannt gegeben wurde, waren unsere Konzerte immer sehr gut besucht. Wir hatten sogar ein Gastspiel im berühmten „Benidorm Palast“, einem Revuetheater, und einen ganzen Vormittag waren wir zu Gast beim „Radio Costa Blanca“, wo wir vom Moderator interviewt wurden und während der Sendung unsere Musik präsentierten. An den auftrittfreien Tagen stand es uns frei, an einem der Ausflüge teilzunehmen. Die Fahrten waren perfekt vorbereitet und führten kreuz und quer durch Südspanien. So waren wir in Cartagena, mit dem größten spanischen Seehafen, auf der kleinen Pirateninsel Tabarka, einer maurischen Festungsanlage in Guardelest und dem im Jahr 300 v.Chr. gepflanzten Palmenhain in Elche. Bei allen Touren durfte natürlich landestypisches Essen und Trinken nicht fehlen. Ein Kuriosum in dieser Hinsicht war in Tarbena der „Kommunist“, eine äußerst ungewöhnliche Gaststätte. Sie lag neben einer katholischen Kirche, war rundherum mit nationalen und internationalen Flaggen geschmückt und zur Begrüßung der Gäste ertönte die jeweilige Nationalhymne und natürlich die Internationale- manchmal gemischt mit Glockenklang. Man wurde unwillkürlich an „Don Camillo und Peppone“ erinnert! Im inneren hatten sich auf den unterschiedlichsten Materialien Gäste aus aller Welt verewigt. Als Menü wurde uns Knoblauchhähnchen oder Fisch mit pikanter Sauce gereicht. Dazu gab es wie üblich, reichlich Wein, der vom Wirt persönlich in einer Bota (einem Lederbeutel) in unseren weit geöffneten Mund geflößt wurde. Als Nachtisch gab es dann noch eine sehr leckere Süßspeise.
Ein kultureller Höhepunkt unserer Besichtigungsfahrten bildete der „Samanta Santa“ (Karwoche) der abendliche Besuch einer Prozession in dem kleinen Gebirgsdorf Pego. Dort wurden, in Erinnerung an die Befreiung von den Mauren, mannshohe tonnenschwere, geschnitzte Heiligenfiguren von teilweise bis zu 50 Kaputzenmännern in Kutten durch die engen Gassen getragen. Sie taten dies bis zur totalen Erschöpfung. Bei Ihren Gang wurden sie von monotonem Trommelklang und Fackelträgern in traditionellen Gewändern begleitet. Es war ein unvergessliches und imponierendes Schauspiel.
Vor unserer Rückreise nach Deutschland gaben wir noch in der Altstadt von Moraira ein Konzert, zu dem fast alle Leute zur Verabschiedung kamen, die wir während unseres Aufenthalts kennen gelernt und liebgewonnen hatten. Deshalb floss auch manche Träne und man ging in der Hoffnung auseinander, sich bald einmal wiederzusehen. Bevor wir dann, mit Mitbringsel bepackt, endgültig Abschied nehmen mussten, fuhren wir mit Freunden und Bekannten zu einem letzten Essen, einer original spanischen Paella, ins „Salvador“. Während der Rückfahrt durch Spanien, Frankreich und halb Deutschland, unterhielten man sich über persönliche und gemeinsame Erlebnisse.
Es sei mir verziehen, wenn ich über die eine oder andere Station unserer Fahrt nicht bis ins Detail berichtet habe. Aber mit dem, was mich außerdem auf dieser Fahrt bewegt und faszinierte, könnte ich noch etliche Seiten füllen. Mir persönlich hat diese Reise sehr viel gegeben und ich bin der Meinung, dass diese Art Tourneereisen sehr erfolgreich in musikalischer und menschlicher Hinsicht sind.
Ich wünsche mir, dass auch in Zukunft solche völkerverbindenden Kontakte stattfinden.
Horst Ludwig